Northeim 2017

Northeim2017Foto: EFG NortheimUnser Hausmeister wollte in Urlaub gehen. Ich fragte ein Gemeindemitglied aus dem Iran, ob er einen Monat lang eine Arbeit gegen Entgelt machen würde. Seine Antwort: Das mache ich ohne Geld, das ist meine Gemeinde!
Drei Schwerpunkte haben wir in Northeim im Jahr 2017 beobachtet, und sie haben auf verschiedenen Ebenen miteinander zu tun: Wechsel, Ehrenamtliche und Integration.


Unser langjähriger Gemeindepastor Wolfgang Bauer wurde mit hoher Wertschätzung in den Ruhestand verabschiedet. Turnusmäßig gab es einen Wechsel in der Gemeindeleitung, und auch die Kassiererin wurde neu gewählt. Viele Aufgaben wurden von Ehrenamtlichen neu übernommen oder von Ehrenamtlichen an andere Ehrenamtliche weiter gegeben. Wir haben uns herausfordern lassen: wer kann eine Aufgabe übernehmen? Kann er oder sie das auch? Geht es bei einzelnen Mitarbeitern über ihre Belastungsgrenze? Können wir akzeptieren, dass ein neuer Mitarbeiter eine Aufgabe noch oder noch nicht so gut macht wie der bisherige?
Wenn viele Ehrenamtliche viele verschiedene Aufgaben übernehmen, dann ist ein Thema die Kommunikation. Wer muss Bescheid wissen? Wer teilt wem was mit? Da müssen wir noch lernen, aber wir sehen uns auf einem guten Weg.
Mitarbeiter lassen sich gerne finden. Besonders wenn es um klar umschriebene Aufgaben für eine begrenzte Zeit geht. Wenn es um Leitungsaufgaben geht, um die Übernahme von Verantwortung, dann ist die Begeisterung allerdings verhaltener. Wir sehen uns da in einer Reihe mit vielen anderen Gemeinden und Organisationen.
Ein Viertel unserer Mitglieder haben einen Migrationshintergrund. Wir empfinden das als eine große Bereicherung. So wie viele Gemeinden im ländlichen Bereich erleben wir, dass die Gemeindekinder nach Schule und Ausbildung wegziehen. Junge Erwachsene waren in unserer Gemeinde die Ausnahme. Jetzt sind sie zugezogen, nicht nur, aber überwiegend Migranten.
Damit sind Herausforderungen verbunden: Bibelkenntnisse und Glaubensinhalte vermitteln, ebenso deutsche und christliche Kultur und deutsche Sprache. Inzwischen verschieben sich Schwerpunkte vom Lernen der Grammatikregeln auf Dialog, Austausch und Hilfe bei den vielfältigen Aufgaben im alltäglichen Leben. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter beteiligen sich daran. Wir sehen mit Freude, dass die neuen Mitglieder anfangen mitzuarbeiten in Technik, Musik, Catering und Kinderbetreuung. Die Herausforderungen gehen weiter: wann werden Geflüchtete in der Gemeindeleitung mitarbeiten? Wird es gelingen, dass sich Einheimische und Zugezogene auf Augenhöhe begegnen?
Im Vertrauen auf Gott wollen wir die Herausforderungen annehmen und uns jedes Jahr neu auf ihn ausrichten.
Ingrid Gralle
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